DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat bei einem Treffen mit fünf Gruppen aus der LGBTIQ+ Community am Montag auf dem DFB-Campus in Frankfurt zugesagt, deren Forderung nach Handlungs- und Rechtssicherheit für Katar-Reisende während der WM bei der FIFA zu platzieren.
Bernd Neuendorf und Thomas Hitzlsperger, der DFB-Botschafter für Vielfalt, hatten sich mit Vertreter*innen vom Verein Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti), Discover Football, F_in – Netzwerk für Frauen im Fußball, dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD), den Queer Football Fanclubs und der DFB-Anlaufstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt auf dem DFB-Campus zum Kennenlernen und Austausch getroffen.
"Uns erwartet nicht unbedingt die beste WM aller Zeiten, aber bestimmt die umstrittenste", sagte Neuendorf bei der Begrüßung der insgesamt 14 Teilnehmer*innen. "Der DFB hat für das Thema sexueller und geschlechtlicher Vielfalt immer wieder Sichtbarkeit geschaffen, zuletzt durch die Liberalisierung des Spielrechts für trans* und intergeschlechtliche Menschen sowie die Teilnahme am Christopher Street Day in Frankfurt. Es ist wichtig, dass wir uns austauschen, heute und auch zukünftig." Eine klare Position des DFB gegen jede Form der Diskriminierung und Ausgrenzung ist in §4 der DFB-Satzung als Verbandsziel festgeschrieben.
"Der Austausch mit den Teilnehmer*innen war ein weiterer Beleg dafür, dass der DFB die gesellschaftliche Entwicklung mitgestaltet", sagte Thomas Hitzlsperger. "Der offene und ehrliche Dialog war für alle Beteiligten gewinnbringend."
Die Haltung der teilnehmenden Organisationen ist eindeutig: Alle raten Fans aus der LGBTIQ+ Community und Frauen eine Reise nach Katar ab. Julia Monro von dgti sagte: "Als trans* Frau kann ich meine Identität doch gar nicht verbergen. Mein Risiko beginnt also schon bei der Einreise am Flughafen. Abu Dhabi etwa lässt keine trans* Personen einreisen."
Auch für Annabell Kolbe von F_in sind drei Monate vor Turnierstart immer noch viele Fragen unbeantwortet: "Können Frauen bei 30 Grad oder mehr in T-Shirt und Shorts zum Spiel gehen? Sollten unverheiratete Frauen einen Fake-Ehering tragen, um sich unbehelligt in der Öffentlichkeit zu bewegen?" Diese Unsicherheiten seien auch deshalb bedrückend, "weil wir natürlich wissen, dass die WM für viele Frauen ein absolutes Highlight als Fußballfan sein würde."
Sven Kistner vom Sprecherrat der Queer Football Fanclubs sagte: "So ein Slogan 'Everyone's welcome' klingt erst mal gut, aber wenn anschließend gesagt wird, man müsse die Kultur im Land respektieren, ist doch wieder alles infrage gestellt."
Der DFB hat sich erstmals vor fast zehn Jahren mit der Veröffentlichung der Broschüre "Fußball und Homosexualität" mit sexueller Vielfalt im Fußball und damit dem Kampf gegen Homophobie beschäftigt. Seitdem wurde eine Vielzahl von Maßnahmen im Fußball umgesetzt - zur Sensibilisierung, zur Prävention von Diskriminierung und zur Sichtbarmachung von LGBTIQ+ Menschen. Zu Beginn des vergangenen Jahres wurde die vom DFB finanzierte unabhängige Kompetenz- und Anlaufstelle für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt eingerichtet.
Für die WM in Katar organisieren der DFB und die Koordinationsstelle Fanprojekte gemeinsam eine Fanbotschaft vor Ort. Fanbeauftragte und Fanprojektmitarbeiter*innen verschiedener Vereine unterstützen die Botschaft. Der DFB finanziert die Maßnahme und setzt zudem eine mobile Fanbetreuung bei allen deutschen Spielen ein.
[th]